
Es gibt Daten, die nicht nur in Geschichtsbüchern leben, sondern im Herzen einer Nation. Der 9. April 1989 ist für Georgien genau so ein Tag – ein Tag des Schmerzes, des Widerstands und des Erwachens.
An jenem Morgen wurde die Rustaweli-Allee in Tiflis zum Schlachtfeld, aber nicht zwischen Armeen, sondern zwischen Volk und Macht. Tausende friedliche Demonstranten – viele davon Studentinnen und Frauen – versammelten sich, um die Unabhängigkeit von der Sowjetherrschaft zu fordern und gegen die langjährige Unterdrückung zu protestieren.
Doch ihre Stimmen wurden mit Gewalt beantwortet. Die Sowjetarmee, auf direkten Befehl aus Moskau, ging mit brutaler Härte gegen die Demonstranten vor. Panzer, Spaten und Tränengas wurden gegen unbewaffnete Zivilisten eingesetzt. 21 Menschen – die meisten junge Frauen – verloren an diesem Tag ihr Leben, hunderte wurden verletzt.
Für mich ist das keine Erzählung aus dem Geschichtsbuch. Mein Onkel war dabei, Seite an Seite mit anderen Georgiern. Er erzählte mir, wie junge Mädchen schweigend mit Fahnen standen, während sich Panzer näherten. „Ich sah es mit eigenen Augen“, sagte er. „Leere Hände standen Panzern gegenüber. Wir hatten keine Waffen – nur Mut.“
Die Tragödie vom 9. April wurde zum Wendepunkt auf Georgiens Weg zur Unabhängigkeit. Doch sie zeigte auch eine tiefere Wahrheit, die bis heute gilt: Russland war und ist kein Freund Georgiens – sondern ein historischer Unterdrücker. Vom Zarenreich, über die Sowjetunion bis hin zu heutiger hybrider Kriegsführung und stiller Besetzung – Russland versucht stets, Georgiens Weg zu kontrollieren.
Heute werfen dieselben imperialen Bestrebungen erneut ihren Schatten. Doch das georgische Volk bleibt standhaft, protestiert, widersetzt sich und erhebt die Stimme – genau wie 1989. Wir wissen, wie sich Freiheit anfühlt. Wir kennen ihren Preis. Und wir werden nicht zurückweichen.
Der 9. April ist nicht nur ein Datum – er ist eine Erinnerung. An unsere Widerstandskraft, an unsere Identität, und an den fortwährenden Kampf gegen russischen Einfluss. Georgien hat sich für Europa, für Freiheit entschieden – und wir kämpfen weiter dafür.
Vergesst niemals: Die Panzer kamen einst – sie könnten wiederkommen. Aber auch das Volk wird wiederkommen.